Spätestens seit dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar (2004) steht man dem Einbau von Löschanlagen in Depots, Bibliotheken und Archiven offener gegenüber. Während eine fast schon obligatorische Brandmeldeanlage (BMA) ein Brandereignis lediglich detektiert und „bemerkt“, kann eine Löschanlage aktiv eingreifen und die Entstehung oder Ausbreitung eines Brandes verhindern.
Welche Arten von Löschanlagen gibt es?
Stationäre Feuerlöschanlagen sind ständig betriebsbereite technische Einrichtungen, die ein Löschmittel über Rohrleitungssysteme und Ausgabestellen (z.B. Sprinklerdüsen) zur Gefahrenstelle führen. Die Anlagen werden entweder automatisch (z.B. über thermische Elemente wie Sprinklerglasfässchen oder durch eine BMA) oder manuell ausgelöst. Zweck der Anlagen ist es, Brände selbsttätig zu löschen oder bis zum Eintreffen der Feuerwehr einzudämmen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Wasser-, Gas- oder Pulverlöschanlagen. Da letztere meist in Industrie und Forschung, nicht jedoch in Archiven, Bibliotheken und Depots verwendet werden, bleiben sie hier außer Betracht.
Wasserlöschanlagen
Beim Löschmittel Wasser unterscheidet man im Wesentlichen zwischen Sprinkler-, Sprühwasser- und Wassernebel-Löschanlagen. Die spezifische Funktion der genannten Typen von Anlagen hängt direkt mit der Beschaffenheit der Wassertropfen zusammen. Je nach Größe bzw. Kleinheit entfalten die Tropfen besondere physikalische, strömungstechnische und thermodynamische Eigenschaften, die sich z.B. unterschiedlich auf Abfuhr bzw. Bindung der Wärme auswirken:
- Sprinkler: oberflächenaktive Wirkung
- Sprühwasser: räumliche bzw. oberflächenaktive Wirkung
- Wassernebel: räumliche Wirkung
Aus Furcht vor Sekundärschäden werden Wasserlöschanlagen mitunter skeptisch betrachtet: „Was das Feuer nicht kaputt macht, erledigt das Löschwasser!“ Tatsächlich ist diese Sorge unbegründet, denn es gilt: Erst muss es brennen, bevor die Anlage auslöst, um den Brand zu löschen bzw. einzudämmen. Um dennoch im Brandfalle etwaige Schäden durch Löschmittel so gering wie möglich zu halten, werden in Archiven, Depots und Bibliotheken bevorzugt Wassernebelanlagen eingesetzt.
Die primären Ziele und Unterschiede zum klassischen Sprinklersystem beim Einsatz derartiger Systeme sind:
- Bindung, Abfuhr bzw. Reduzierung der Wärmestrahlung
- Reduzierung des Wärmeübergangs / Wärmeleitung (Wärmekonvektion)
- Bindung von Rauch- und Brandgasen
- Minimierter Wasserverbrauch
Die Auswahl geeigneter Löschanlagen bzw. Löschmittel kann von weiteren Faktoren abhängen: So hat IBB Schmöller Brandschutz mit Blick auf die statisch-konstruktiven Gegebenheiten des Albertinums in Dresden den Einbau einer Gaslöschanlage im Bereich der Werkstätten und des Depots empfohlen. Im Brandfalle würde der Einsatz von Wasser deutlich mehr Lastdruck auf das Gebäude ausüben, als das Löschmittel Gas.
Gaslöschanlagen
Bei diesem Löschmittel wird der im Raum vorhandene Sauerstoff durch Einblasen eines Schutzgases so stark reduziert, dass eine zündfähige Atmosphäre nicht mehr gegeben ist. Im Unterschied zu älteren Einrichtungen arbeiten moderne Gaslöschanlagen nicht mehr mit gefährlichen oder gar tödlichen Stickgasen bzw. chemischen Löschwirkungen, sondern mit für den Menschen ungefährlichen Inertgasen. Gaslöschanlagen sind häufig Bestandteil von Konzepten zum Brandschutz in Kultureinrichtungen: So u.a. im Richard-Wagner-Museum Bayreuth, der Marienbibliothek Halle/Saale oder im Kapitelhaus des Domes zu Merseburg.
Aber auch der gute alte Feuerlöscher ist nicht nutzlos bei all dieser Löschtechnik.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift Kulturbetrieb (www.kulturbetrieb-magazin.de) Ausgabe Mai 2014

